Hanna Lenz | Fotografie
Else
Else „Siebenundneunzig ist ein Alter, zu dem man nicht mehr gratuliert. Man sollte nicht älter als 90 werden!“, sagte Else kurz nach ihrem 97. Geburtstag, am 24. September 2010, nicht lange, nachdem ich sie kennenlernte.
Mehr als 60 Jahre lebte Else in ihrer Zwei-Zimmer-Wohnung im dänischen Aarhus. Jeder Gegenstand in ihrer Wohnung im fünften Stock, hatte seinen Platz, und war mit Erinnerungen und Geschichten verbunden. Wie z.B. die Tasse, aus der sie Tee oder Milch trank. Es ist dieselbe Tasse aus der sie ihren “Liebestee” trank, den sie früher oft in einem kleinen Eckladen in ihrer Nähe kaufte. “Ich trank den Tee alleine, aber meine Gedanken waren bei jemand anderem”, kicherte Else.
Else verbrachte sehr viel Zeit in ihrem Lieblingssessel am Fenster. Hier ging sie ihren Gedanken und Erinnerungen nach, beobachtete die Wolken und Möwen, hielt Nickerchen und las Buch um Buch. Wenn Else nicht las, lauschte sie klassischer Musik und den Nachrichten im Radio, um von der Welt außerhalb ihrer Wohnung zu erfahren.
In Elses 90er Jahren wurden die Arztbesuche fast die einzige Gelegenheit für sie, die Wohnung zu verlassen. Freunde und Bekannte betreuten Else, versorgten sie mit Lebensmitteln, unterhielten sich mit ihr und halfen im Haushalt, so dass Else, in ihrer vertrauten Umgebung wohnen bleiben konnte und nicht in ein Seniorenheim ziehen musste.
Mit den Jahren brauchte Else immer mehr Hilfe. Jeden Morgen half ihr eine Pflegerin aus dem Bett in einen Rollstuhl, der dem Fenster zugewandt war. Hier saß sie, schaute in das Licht von draußen und betrachtete ihr Leben bis sie am Abend wieder ins Bett getragen wurde. Am 11. Dezember 2016 blieb Else in ihrem Bett liegen und starb im Alter von 103 Jahren.
„Ich bin dankbar für mein Leben, weil ich viel Liebe erhalten habe und es mir dadurch möglich war diese Liebe weiter zu geben.”
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